Passivhaus Dachgeschossausbau: Unterschied zwischen den Versionen

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== Eckdaten ==
== Eckdaten ==


Der erste Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld wurde im Jahre 1981 errichtet und beinhaltet neben den Schulräumen auch die Turnhalle sowie diverse Verwaltungsräume. Dieser Gebäudeteil ist nicht unterkellert. Die Beheizung erfolgte bis zur 2010 durchgeführten Modernisierung über eine Stromheizung mit Nachtspeicheröfen, Blockspeicher (für die Erwärmung der Zuluft der Turnhalle) und Direkt-E-Heizungen (im Bereich der Eingangs- und Pausenhalle).
Das viergeschossige Gebäude wurde im Jahr 1989 von der Stadt Bad Aibling für die städtische Volkshochschule umgebaut, die das Erd- und 1. Obergeschoss seitdem nutzt. Im 2. Oberge-schoss ist eine Einrichtung für die kindliche Frühförderung untergebracht. Das Dachgeschoss war für einen Ausbau vorbereitet, stand aber leer. Die Decke über dem 2. Obergeschoss zum unbeheizten Dachspeicher wurde bei den früher durchgeführten Umbauarbeiten des damaligen Eigentümers (Stadtwerke Bad Aibling) nicht gedämmt.
Im Jahre 1991 wurde die Schule durch den Bau weiterer Klassenräume erweitert (zweiter Bauabschnitt). Hier wurde im Kellergeschoß eine Ölheizung eingebaut, über welche die neuen Räume beheizt werden.
Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung mit Büros sollten nun Räume für die Musikschule Bad Aibling und eine Einrichtung zur Förderung von Jugendlichen ohne Leerstelle im Dachge-schoss geschaffen werden.


* Konstruktion Bestandsgebäude: Mischkonstruktion Stahlbeton-/ Mauerwerksbau
* Nutzfläche Dachgeschoss: 306 m²
* Lüftung: mechanisch, automatisch geregelte Lüftungsanlage
* Lüftung: mechanisch, automatisch geregelte Lüftungsanlage
* Heizung: Biomasseheizkessel (Pellets/Hackschnitzel) als Ergänzung zum bestehenden Heizölkessel
* Heizung: Biomasseheizkessel (Pellets/Hackschnitzel) als Ergänzung zum bestehenden Heizölkessel
* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' des ersten Bauabschnitts im Bestand: '''737''' kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' des ersten Bauabschnitts im Bestand: '''737''' kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' des ersten Bauabschnitts '''nach der Sanierung''': '''129''' kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' des ersten Bauabschnitts '''nach der Sanierung''': '''129''' kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
* Gesamtkosten: ca. 2,3 Mill. €, davon liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €   
* Kosten: ca. 730,- €/m²  
* Baujahr: 1970
* Baujahr: 1970
* Energetische Sanierung des Dachgeschoss: 2008
* Energetische Sanierung des Dachgeschoss: 2008
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== Zielsetzung ==
== Zielsetzung ==


Die Modernisierung umfasste neben der energetischen Sanierung auch brandschutztechnisch notwendige Sanierungsmaßnahmen. Ein Hublift über alle drei Geschosse im Foyer der Hauptschule gewährleistet zukünftig, dass alle öffentlich genutzen Räume barrierefrei erreichbar sind.
Im Auftrag der Stadt Bad Aibling wurde für das gesamte Gebäude ein Energiebedarfsausweis erarbeitet. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen einer Energieberatung untersucht, durch welche energetische Maßnahmen beim Ausbau des Dachgeschosses Einsparpotential gegenüber einem Ausbau mit üblichen Energiestandard besteht.


== Entstehungsgeschichte ==
== Entstehungsgeschichte ==


Aufgrund der schlechten Energiekennwerte der Stromheizung wurde die energetische Modernisierung des ersten Bauabschnitts der Hauptschule Grosskarolinenfeld durch das Konjunkturprogramm II der Bundesregierung gefördert.
Der Dachgeschossausbau sollte im Wesentlichen in Trockenbauweise ausgeführt werden. Der Einbau von dickeren Dämmschichten bedeutet also im Grunde nur erhöhte Materialkosten, da die Einbaukosten sich nicht erhöhen. Auch führen Fensterelemente mit 3- fach Wärme- schutzverglasung nicht mehr zu deutlichen Mehrkosten.  


Augrund dessen wurden folgende energetische Maßnahmen an der Gebäudehülle durchgeführt:
Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen es: Die Luftqualität in Schulungsräumen ist wäh-rend der Heizperiode meist mangelhaft. Die „schlechte Luft“ ist nicht etwa durch einen Mangel an Sauerstoff bedingt (wie umgangssprachlich oft vermutet wird), sondern durch einen erhöh-ten CO2-Gehalt der Raumluft. Dieser wirkt sich oberhalb eines Schwellenwertes zunehmend negativ auf das Konzentrationsvermögen und die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler (und auch der Lehrkräfte) aus. Eine Fensterlüftung wird meist nur unzureichend durch-geführt, oft auch im Form von gekippten Fenstern, was lüftungstechnisch unzulänglich und im Hinblick auf Energieverluste äußerst nachteilig ist. Daher ist es nicht überraschend, dass eine Überschreitung der Grenzwerte um ein Vielfaches (!) eher die Regel als die Ausnahme ist.
* Dämmung aller Außenwände
* Dämmung aller Dachflächen von innen
* Erneuerung der Fenster unter Verwendung von 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung
* Austausch der Verglasung bei Außentüren und Fenstern der Pausenhalle durch 3-fach Wärmeschutzverglasung


Zusätzlich wurden folgende energiesparende Maßnahmen bei der Anlagentechnik realisiert:
Die beste Lösung des Problems ist die Ausrüstung von Schulgebäuden u.ä. mit mechanischen Lüftungsanlagen. Moderne Anlagen mit bedarfsabhängiger Regelung und hochwertiger Wär-merückgewinnung arbeiten hocheffizient und gewährleisten nicht nur gute Raumluftqualität, sondern können auch erheblich zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz beitragen.  
* Die alten Elektro- Nachtspeicheröfen und Blockspeicher wurden demontiert und durch eine Spezialfirma entsorgt, da diese gesundheitsschädliche Materialien enthielten.
Eine luftdichte Gebäudehülle sowie eine Komfort-Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sind wesentliche Bestandteile des Passivhaus- Standards. Beide Komponenten wurden vom Bauherrn gewünscht.
* Die Installation einer neuen Heizwärmeverteilung versorgt die Heizkörper in den Klassen- und Verwaltungsräumen sowie die  Deckenheizung in der Turnhalle.
* Die Erneuerung der Lüftungsanlage für die Umkleideräume in der Turnhalle sorgt in Zukunft dank Wärmerückgewinnung, Heizregister sowie Anschluss an den Heizkreis der Heizungsanlage für ein wirtschaftliches Gesamtkonzept.
* Eine weitgehende Erneuerung der Beleuchtung und energetische Optimierung im sanierten Bereich wurde umgesetzt. Die künstliche Beleuchtung wurde in Klassen- und Büroräumen teilweise mit Bestandsleuchten verdichtet oder mit neuen wirtschaftlichen Direkt-Indirekt-Leuchten ausgestattet. Gerade Letztere führen zu einem leichteren Raumeindruck, der die Atmosphäre besonders in den hohen Räumen des Obergeschosses verbessert und die geistige Leistungsfähigkeit der Nutzer erhöht.
* Eine neue Beleuchtungstechnik in der Sporthalle führt zusammen mit der helleren Decke zu einer besonders wirtschaftlichen Beleuchtung. Diese ist in drei Stufen schaltbar und ermöglicht bei Bedarf eine Beleuchtungsstärke von 750 Lux, z.B. für Tischtennis-Wettkampfspiele auf internationalem Niveau.
* Der Einbau mehrerer Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung versorgt die Klassen- und Aufenthaltsräume mit ausreichend Frischluft und reduziert die Lüftungsverluste.  
* Der Einbau eines Biomasseheizkessels für den Betrieb mit Pellets oder Hackschnitzel ergänzt den bestehenden Heizölkessel.  


Da der Heizölkessel aufgrund seiner Leistung nicht ausreichte, um beide Bauabschnitte zu versorgen, war ein neuer zusätzlicher Heizkessel erforderlich. Insbesondere im Hinblick auf die Umweltbelastung und die langfristige Verfügbarkeit erschien es sinnvoll, im Zuge dieser Umbauphase zumindest teilweise auf nachwachsende Energieträger umzustellen.


Der Einbau der Lüftungsanlagen stellt eine wesentliche Komponente des Modernisierungskonzeptes dar. Diese versorgt die Klassenräume regelmäßig mit frischer Luft und führt die belastete Luft ab. Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, kann durch diese Maßnahme die Konzentrationsfähigkeit der Lehrer und Schüler deutlich gesteigert werden.  
Dachgeschossausbau mit Passivhaus-Komponenten:
Des Weiteren trägt die Lüftungsanlage zur Energieeinsparung bei, da durch den integrierten Wärmetauscher ein wesentlicher Teil der Wärmeenergie von der Abluft der Zuluft wieder zugeführt werden kann. Die Lüftungsanlage beinhaltet damit für eine Schule ein sehr wichtiges anlagentechnisches Element, welches in jedem Fall Bestandteil eines zukunftsweisenden Modernisierungskonzeptes sein sollte.
* Gebäudehülle:
-  Außenwand Ziegel mit WDVS, innenseitig zusätzlich gedämmt mit Mineralwolle WLG 035, d= 5 cm plus Gipskartonbeplankung, U= 0,22 W/(m²K)
-  Dachschrägen U= 0,14 W/(m²K)
-  Flachdach zum Treppenhaus U= 0,14 W/(m²K)
-  Decke zum unbeheizten Dachspeicher U= 0,11 W/(m²K)
-  Fenster Kunststoff mit 3-fach Glas, Fensterstöcke außen mit Alu-Dämmpaneelen überdämmt, U= 0,08 W/(m²K)
-  Haustür Holz U= 1,00 W/(m²K)
* Sonnenschutz: Sonnenschutzglas in Fensterelementen
* Treppenhäuser: Die beiden Treppenhäuser sind beheizt. Deshalb stellen die an diese
angrenzenden Wand- und Türflächen keine Wärmeverlustflächen dar.
* Heizung: Gas- Brennwerttherme (Erdgas) für Heizung und Warmwasser;
Wärmeverteilung über Plattenheizkörper in den Räumen.
* Warmwasser: Die Trinkwassererwärmung ist in spezifischer Relavanz über
elektrische dezentrale Wassererhitzer hygienetechnisch optimal und  
effizient gelöst .
* Lüftung: Es wurde eine hocheffiziente kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung in Kombination mit einer kompakten Luftwär-mepumpe realisiert, die gleichzeitig die Grundlast der Wärmeerzeu-gung und auch Kühllast teilw. übernimmt. Um die Betriebseffizienz weiter zu optimieren ist die Lüftungssteuerung über CO2 – Sensoren in den Referenzräumen positioniert und lastabhängig geschalten. Für die  Wärme- Spitzenlastabdeckung und für sporadische Heizanforde-rungen dient die konventionelle Gasbrennwertheizung über Heiz-körper als Wärmeüberträger. Somit sind Hygiene- wie Effizienz- und Komfortansprüche gleicher-maßen hervorragend erfüllt.  


== Projektergebnis ==
== Projektergebnis ==


Die Hauptschule Großkarolinenfeld kann jetzt, nach der Modernisierung, zum Großteil mit Biomasse beheizt werden. Nur bei Spitzenlasten wird der Ölkessel zusätzlich notwendig. Der Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts wurde von ca. '''737''' kWh/m²a ''(100 %)'' im Bestand durch die energetischen Sanierungsmaßnahmen auf ca. '''129''' kWh/m²a reduziert ''(17,5 %)''. Entsprechend hoch ist auch die Verringerung der CO2- Emissionen bei der Gebäudebeheizung und der Vorteil für die Umwelt! Mit der neuen Biomasseheizung wird die regionale Wirtschaft gefördert. Die jährlichen Ausgaben der Gemeinde für die Gebäudebeheizung bleiben in der Region und müssen nicht an ausländische Konzerne fließen.
Wenn das Dachgeschoss wie üblich nach EnEV- Standard 2007 ausgebaut worden wäre, hätte der Endenergiebedarf bei ca. 140 kWh/m²a betragen.


Bei Gesamtkosten von ca. 2,3 Mill. liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €Die Energieberatung prognostizierte eine jährliche Kosteneinsparung von ca. 19.000,- €. Damit konnte aus Sicht der Gemeinde eine hohe Wirtschaftlichkeit für diese Maßnahme erreicht werden.
Mit dem Passivhaus- Projektierungsprogramm (PHPP) wurde ein Energiekennwert Heizwärme für den Dachgeschossausbau von 24 kWh/m²a berechnet. In diesem Zusammenhang wurden auch die Wärmebrücken, insbesondere die Anschlüsse an das Bestandsgebäude, detailliert berechnet. Der Passivhaus-Standard liegt bei 15 kWh/m²a.  
Der Primärenergiebedarf für Heizung und Warmwasserbereitung des Dachgeschosses der Volkshochschule Bad Aibling im ausgebauten Zustand liegt jetzt bei etwa 34 kWh/m²a.


== Akteure ==
== Akteure ==
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;Heizung, Lüftung und Sanitär
;Heizung, Lüftung und Sanitär
: Ing.-Büro Scheerer TGA, [[Bad Reichenhall]]
: Ing.-Büro Scheerer TGA, [[Bad Reichenhall]]
;SiGeKo
: [[Stefan Rossteuscher, Dipl.-Ing. Architekt]], [[Bad Aibling]]


;Blower-Door-Test
;Blower-Door-Test
: [[Ingenieurbüro Kutzner]], [[Riedering]]
: [[Rainer Kutzner, Dipl.-Ing. (FH)]], [[Riedering]]


;Elektro
;Elektro
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* [[Wikipedia:Passivhaus]]
* [[Wikipedia:Passivhaus]]
* [http://www.projekt.de Projektseiten]
* [http://www.architekt-schaub.de/projekte/umbau-modernisierung/umbauten-und-modernisierungen-58.html]
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[[Kategorie:Projekt]]
[[Kategorie:Projekt]]

Version vom 1. März 2011, 16:40 Uhr

Übersicht

Der erste Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld umfasst mehrere Klassenräume, Verwaltungsräumen sowie eine Turnhalle und wurde 1981 ohne Unterkellerung errichtet. Beheizt wurde dieser mit einer Stromheizung. Aus umwelt- und energiepolitischen Gründen macht Strom als Heizenergieträger jedoch wenig Sinn, denn 2/3 der Energie, die im Kraftwerk zur Stromerzeugung benötigt werden, gehen verloren. Nur 1/3 des Aufwandes zur Stromerzeugung kann man nutzen (Energieeffizienz). Deshalb sind die Kosten für das Heizen mit Strom relativ hoch. Durch die vorgenommenen energetischen Sanierungsmaßnahmen konnte der Jahres-Primärenegiebedarf des ersten Bauabschnitts um ca. 80 % gesenkt werden.

Standort

Heubergstraße 2, Gemeinde Bad Aibling

Eckdaten

Das viergeschossige Gebäude wurde im Jahr 1989 von der Stadt Bad Aibling für die städtische Volkshochschule umgebaut, die das Erd- und 1. Obergeschoss seitdem nutzt. Im 2. Oberge-schoss ist eine Einrichtung für die kindliche Frühförderung untergebracht. Das Dachgeschoss war für einen Ausbau vorbereitet, stand aber leer. Die Decke über dem 2. Obergeschoss zum unbeheizten Dachspeicher wurde bei den früher durchgeführten Umbauarbeiten des damaligen Eigentümers (Stadtwerke Bad Aibling) nicht gedämmt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung mit Büros sollten nun Räume für die Musikschule Bad Aibling und eine Einrichtung zur Förderung von Jugendlichen ohne Leerstelle im Dachge-schoss geschaffen werden.

  • Konstruktion Bestandsgebäude: Mischkonstruktion Stahlbeton-/ Mauerwerksbau
  • Nutzfläche Dachgeschoss: 306 m²
  • Lüftung: mechanisch, automatisch geregelte Lüftungsanlage
  • Heizung: Biomasseheizkessel (Pellets/Hackschnitzel) als Ergänzung zum bestehenden Heizölkessel
  • Jahres-Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts im Bestand: 737 kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
  • Jahres-Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts nach der Sanierung: 129 kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
  • Kosten: ca. 730,- €/m²
  • Baujahr: 1970
  • Energetische Sanierung des Dachgeschoss: 2008

Zielsetzung

Im Auftrag der Stadt Bad Aibling wurde für das gesamte Gebäude ein Energiebedarfsausweis erarbeitet. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen einer Energieberatung untersucht, durch welche energetische Maßnahmen beim Ausbau des Dachgeschosses Einsparpotential gegenüber einem Ausbau mit üblichen Energiestandard besteht.

Entstehungsgeschichte

Der Dachgeschossausbau sollte im Wesentlichen in Trockenbauweise ausgeführt werden. Der Einbau von dickeren Dämmschichten bedeutet also im Grunde nur erhöhte Materialkosten, da die Einbaukosten sich nicht erhöhen. Auch führen Fensterelemente mit 3- fach Wärme- schutzverglasung nicht mehr zu deutlichen Mehrkosten.

Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen es: Die Luftqualität in Schulungsräumen ist wäh-rend der Heizperiode meist mangelhaft. Die „schlechte Luft“ ist nicht etwa durch einen Mangel an Sauerstoff bedingt (wie umgangssprachlich oft vermutet wird), sondern durch einen erhöh-ten CO2-Gehalt der Raumluft. Dieser wirkt sich oberhalb eines Schwellenwertes zunehmend negativ auf das Konzentrationsvermögen und die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler (und auch der Lehrkräfte) aus. Eine Fensterlüftung wird meist nur unzureichend durch-geführt, oft auch im Form von gekippten Fenstern, was lüftungstechnisch unzulänglich und im Hinblick auf Energieverluste äußerst nachteilig ist. Daher ist es nicht überraschend, dass eine Überschreitung der Grenzwerte um ein Vielfaches (!) eher die Regel als die Ausnahme ist.

Die beste Lösung des Problems ist die Ausrüstung von Schulgebäuden u.ä. mit mechanischen Lüftungsanlagen. Moderne Anlagen mit bedarfsabhängiger Regelung und hochwertiger Wär-merückgewinnung arbeiten hocheffizient und gewährleisten nicht nur gute Raumluftqualität, sondern können auch erheblich zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz beitragen. Eine luftdichte Gebäudehülle sowie eine Komfort-Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sind wesentliche Bestandteile des Passivhaus- Standards. Beide Komponenten wurden vom Bauherrn gewünscht.


Dachgeschossausbau mit Passivhaus-Komponenten:

  • Gebäudehülle:

- Außenwand Ziegel mit WDVS, innenseitig zusätzlich gedämmt mit Mineralwolle WLG 035, d= 5 cm plus Gipskartonbeplankung, U= 0,22 W/(m²K) - Dachschrägen U= 0,14 W/(m²K) - Flachdach zum Treppenhaus U= 0,14 W/(m²K) - Decke zum unbeheizten Dachspeicher U= 0,11 W/(m²K) - Fenster Kunststoff mit 3-fach Glas, Fensterstöcke außen mit Alu-Dämmpaneelen überdämmt, U= 0,08 W/(m²K) - Haustür Holz U= 1,00 W/(m²K)

  • Sonnenschutz: Sonnenschutzglas in Fensterelementen
  • Treppenhäuser: Die beiden Treppenhäuser sind beheizt. Deshalb stellen die an diese

angrenzenden Wand- und Türflächen keine Wärmeverlustflächen dar.

  • Heizung: Gas- Brennwerttherme (Erdgas) für Heizung und Warmwasser;

Wärmeverteilung über Plattenheizkörper in den Räumen.

  • Warmwasser: Die Trinkwassererwärmung ist in spezifischer Relavanz über

elektrische dezentrale Wassererhitzer hygienetechnisch optimal und effizient gelöst .

  • Lüftung: Es wurde eine hocheffiziente kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung in Kombination mit einer kompakten Luftwär-mepumpe realisiert, die gleichzeitig die Grundlast der Wärmeerzeu-gung und auch Kühllast teilw. übernimmt. Um die Betriebseffizienz weiter zu optimieren ist die Lüftungssteuerung über CO2 – Sensoren in den Referenzräumen positioniert und lastabhängig geschalten. Für die Wärme- Spitzenlastabdeckung und für sporadische Heizanforde-rungen dient die konventionelle Gasbrennwertheizung über Heiz-körper als Wärmeüberträger. Somit sind Hygiene- wie Effizienz- und Komfortansprüche gleicher-maßen hervorragend erfüllt.

Projektergebnis

Wenn das Dachgeschoss wie üblich nach EnEV- Standard 2007 ausgebaut worden wäre, hätte der Endenergiebedarf bei ca. 140 kWh/m²a betragen.

Mit dem Passivhaus- Projektierungsprogramm (PHPP) wurde ein Energiekennwert Heizwärme für den Dachgeschossausbau von 24 kWh/m²a berechnet. In diesem Zusammenhang wurden auch die Wärmebrücken, insbesondere die Anschlüsse an das Bestandsgebäude, detailliert berechnet. Der Passivhaus-Standard liegt bei 15 kWh/m²a. Der Primärenergiebedarf für Heizung und Warmwasserbereitung des Dachgeschosses der Volkshochschule Bad Aibling im ausgebauten Zustand liegt jetzt bei etwa 34 kWh/m²a.

Akteure

Beteiligte Firmen

Planung und Bauleitung
Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater (BAFA)
Heizung, Lüftung und Sanitär
Ing.-Büro Scheerer TGA, Bad Reichenhall
SiGeKo
Stefan Rossteuscher, Dipl.-Ing. Architekt, Bad Aibling
Blower-Door-Test
Rainer Kutzner, Dipl.-Ing. (FH), Riedering
Elektro
Micheal Weber, Tuntenhausen
Energieberatung
Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater (BAFA)

Weblinks